Fake News in Social Media, Meinungsmache, Gatekeeper und Manipulation
Lernziele:
Nach diesem Beitrag weißt du, wie die Medien festlegen, über was berichtet wird und warum über einige Geschehnisse nicht medial berichtet werden kann. Du wirst verstehen, welche Motive der Mediennutzung es gibt und wie sich die Mediennutzung im laufe der Zeit gewandelt hat. Am Ende weißt du, was mit dem Begriff „Staatsmedien“ von rechtspopulistischen Personen bzw. Gruppen gemeint ist und wirst dessen Herkunft kennen. Auch die journalistische Sorgfaltspflicht wird dir nicht mehr fremd sein.
Medien sind sogenannte GateKeeper.
Als Gatekeeper wird eine Person oder Institution bezeichnet, die durch ihre Position oder Reichweite maßgeblich Einfluss nimmt, Informationen vorfiltert und entscheidet, welche Informationen verbreitet werden und welche nicht. Dies sind per Definition, die Leitmedien, aber auch Influencer und Meinungsführer mit ausreichender Reichweite. Dies wurde mit dem Aufkommen des Internets durch Foren, private Webseiten, soziale Netzwerke, Podcasts und auch Bilder.- und Videoplattformen immer bedeutsamer.
Somit wird durch eine Vorselektierung entschieden, was bzw. über was in der Bevölkerung geredet und gedacht wird. Gatekeeper können neben den etablierten Leitmedien auch Social Media und Influencer sein. Diese Gatekeeper lenken sozusagen den Fokus also das Interesse der Zuhörer, Zuschauer, der Leser und der Follower auf die von ihnen ausgewählten Themen fest. Problematisch wird dies, sobald ein Meinungsführer nicht neutral oder nicht faktenbasiert Informationen verbreitet.
Innerhalb von Redaktionen wird diese Auswahl an berichtenswerten Informationen Agenda-Setting genannt.
Die Crux liegt darin, das regional, überregional aber auch weltweit einfach zu viel passiert und es sich als unmöglich gestaltet, über alle Ereignisse zu berichten. Dies ist auch der kurzen Zeit geschuldet, die eine Unterbrechung des Programms zwecks Nachrichtenausstrahlung zur Verfügung gestellt wird.
Es gibt natürlich auch Medien und Medienformate, die die täglichen Ereignisse viel ausführlicher aufarbeiten und entsprechend darüber berichten. Diese Artikel sind in den Printmedien oder Sendungen z.b.: im Radio oder Fernsehen dann entsprechend länger oder diese Sender sind in der Programmgestaltung eher auf den Aspekt des Informierens ausgelegt. Des weiteren, muss abgewogen werden, was die Zuschauer interessieren könnte, aber zugleich die Zuschauerzahlen durch uninteressanten Inhalte nicht sinken lässt.
Das Hauptproblem besteht also in erster Linie darin, das es nur ein gewisses Zeitkontingent gibt, in denen die von der Redaktion ausgewählten Themen kommuniziert werden können, die Auswahl der Interessen der Zuschauer und die Thematik der Einschaltquoten.
Den Nachrichtenwert ermitteln
Durch das sogenannte Agenda-Setting wird der Nachrichtenwert auf Grundlage einiger Faktoren wermittelt. Diese sind unteranderem:
- Nähe -> wird bei der regionale Berichterstattung benutzt, ist etwas im Landkreis bzw Einzugsgebiet vorgefallen?
- Politische Agenda -> wurde etwas beschlossen, geändert
- Wirtschaftliche Agenda -> wurde etwas beschlossen, geändert
- Aktualität -> gibt es ein Update zu berichten?
- Betroffenheit-> ein Ereignis oder eine Änderung die eine geößere Anzahl von Menschen betrifft
- Prominenz -> gibt es etwas berichtenswertes über Personen des öffentlichen oder politischen Lebens
- Seltenheit -> gab es ein Vorfall, ein Ereignis das so selten ist, das es einen Nachrichtenwert besitzt
Die Wahl des Mediums
Wie bereits McLuhan schon 1964 festgestellt hatte: „Das Medium ist die Message“. Die Bedeutung dieser Aussage wird verständlich, wenn man bedenkt, dass die Wahl der Medien aktiv von den Rezipienten stattfindet. Jeder von uns wählen Medien, die und vertraut sind, deren Inhalte wir vertrauen, aber auch auf Grundlage der Konsonanten Informationen. Also die Art von Inhalten, die uns kognitiv im Einklang stehen. Dies beruht auf z.B.: bestehendes Vorwissen zu den neuen berichteten Informationen die sich mit den bestehenden Informationen ergänzen und zu neuem Wissen verknüpften.
Zur Kriegszeit wurden vom Stimulus-Response-Modell ausgegangen. Stimulanzien — also eine zu vermittelnd Botschaft/Inhalt — wirken unverändert beim Rezipient und wirken direkt als Reaktion. Die Wirkrichtung ist dabei linear und wird durch das Medium von so gut wie allen Individuen gleich wie vorgesehen aufgenommen.
In der Nachkriegszeit wurde der Fokus nun verstärkt auf die psychische und soziale Verfasstheit einzelner Individuen gelegt. Zuschauer sind nicht mehr nur passive, sondern aktive Akteure, Reiz bzw. Reaktion sind individuell abhängig von psychischen Faktoren abhängig. Es wurde davon ausgegangen, dass eine Person bereits bestimmte Einstellungen und prägende Erfahrungen gemacht hat, die jetzt durch Medienrezeption bestätigt werden. Dass Einstellungen durch Medien auch verändert werden können, wurde hier noch eher weniger angenommen.
Bis hierher war die Mediennutzung repressiver Natur. Dies bedeutet, es gab keinerlei Einfluss auf das Programm, keine Musikwünsche im Radio und auch keine Streaminganbieter für ein individuelles Programm. Das Programm im Rundfunk war für alle gleich und durch die Sendeanstalten (Radiosender oder TV-Sender) zentral gesteuert.
Die Wahl der Medien wird heutzutage individuell durch den Use-and-Gratifikation-Ansatz bestimmt. Dies ist ein Grundlegender Wandel von repressiv zu emanzipatorisch. Das Individuum entscheidet, welche Medien wie benutzt werden. Dies bedeutet, wollt Ihr Euch ablenken, Euch informieren oder Spannung bzw. Action erleben. Jeder von Euch dürfte folgendes kennen:
- Video-on-Demand: ermöglicht es, seine Wünsche bez. Musik.- und Videowahl selbst zu gestalten. Kein lineares Programm mehr.
- Eine Folge einer Serie oder einen Film im TV verpasst oder nicht Zuhause? Kein Problem: die Folge einfach aufzeichnen bzw. über Streaminganbieter später anschauen
Bezüglich dem Dabei legt es den Annahmen des Modells nach zwei Klassen von Kriterien zugrunde.
- Die erste betrifft ihre Nutzenerwartungen (uses) – mit Bezug auf Inhalte, Information oder die medialen Kanäle selbst.
- Zweitens geht es um die Erwartung in Bezug auf die Befriedigung von Bedürfnissen, also welche Belohnungen (gratifications) aus der Mediennutzung zu erwarten sind. Dabei kommt es neben ihren Erfahrungen auch auf die Interessenlagen und ihre Bedürfnisstruktur an.
Die Motive der Mediennutzung können in 4 Dimensionen eingeteilt werden (Schweiger, 2007).
Kognitive Motive![]() | Hierbei geht es primär um die Wissensaneignung und um einen Lerneffekt. So wird meist von den Rezipient nur ein geringer Teil der Inhalte gespeichert und die Vielfalt der Informationen muss von den Nachrichtenredaktionen auf ein überschaubares Maß reduziert und in schnell verständlicher Form vermittelt werden. |
Affektive Motive![]() | Hier sind vor allem Gefühle angesprochen. Eine große Rolle spielt der Unterhaltungsfaktor. Nach einem anstrengenden etwas entspannendes schauen, oder am Abend Action erleben. |
Soziale Motive![]() | Mediennutzung zur Interaktion mit anderen Nutzern. Z.B.: medienvermittelte interpersonale und Gruppenkommunikation (Interaktion mit sozialen Medien z.B.: Messenger, Chats, soziale Netzwerke) , Suche nach sozialen Kontakten (Dating-Apps) , Anschlusskommunikation: Austausch mit Freunden oder treffen um Fußballspiel zu schauen oder Kinobesuch, TV-Sendung schauen, um am nächsten Tag darüber sich auszutauschen , Integrations- und Abgrenzungsmotiv: Medien konsumieren, um einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen, z.B. bei Gamern ein bestimmtes Spiel spielen da die Freunde über nichts anderes reden |
Identitätsbildende Motive![]() | Identitätsbildende Motive beziehen sich auf die Entwicklung und Festigung der eigenen Identität. Menschen nutzen Medien, um sich selbst besser kennenzulernen, ihre Werte und Einstellungen zu reflektieren oder sich mit anderen Menschen zu identifizieren. z.B.: Dokumentarfilme schauen, da es zum eig. Umweltbewusstsein passt oder Videos übers „Queer sein“ schauen, um sich auszuprobieren, um zu testen, ob diese Rolle zu einem passen könnte |
Die Instrumentalisierungsthese:

Nun kommen wir zu der beliebtesten Behauptung von rechts stehenden Personen, Vereinen und auch Parteien. Die Behauptung, dass die Medien von einzelnen einflussreichen Personen und oder Parteien bzw. sogar vom Staat instrumentalisiert werden und deshalb die öffentlich Rechtlichen auf Ablehnung stoßen. Die Behauptung besteht darin, dass diese Akteure vorschreiben, was gesendet bzw. gedruckt werden darf bzw. was nicht und somit diese die gesellschaftlichen Themen bestimmen.
Eine Ablehnung gegen die etablierten Leitmedien, allen voran gegen die öffentlich Rechtlichen wird als Hostile-Medie-Effekt bezeichnet.
Diese Instrumentalisierung ist natürlich nicht der Fall und stellt eine rechtspopulistische Aussage dar. Wir hatten so etwas einmal zu Zeiten des Nationalsozialismus unter der Gewalt von Joseph Goebbels. Dieser wurde zum Propagandaminister erhoben und sollte den Informationsfluss steuern. Da in der Weimarer Republik das Radio bereits etabliert war, war es für Goebbels ein leichtes, ideologische Inhalte zu verbreiten. Dies bedeutete das damalige Ende des Freien Journalismus. Es durften nur noch Inhalte gesendet und gedruckt werden:
- die der Partei dienlich waren
- die der etablierten Idiologie folgten und diese unterstützten
- die das „deutsche Volk“ als „Herrenrasse“ lobten
- gegen jüdische Bürger Hass und Hetze schürten
Auch die Jugend wurde bereits in den jungen Jahren indoktriniert. Das Gemeinschaftsgefühl wurde durch gemeinsame Freizeitaktivitäten gefördert, indem die Kinder und Jugendlichen militärische Kleidung tragen durften, durch gemeinsames marschieren, sie wurden in Waffenkunde geschult und durch Die Rassenlehre wurde gegen ethnische Minderheiten Hass und Hetze gelehrt. Rassenlehre, Antisemitismus und Nationalstolz waren an der Tagesordnung. Die „Hitlerjugend“ (HJ) und „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) — die HJ für Jungen und der BDM für Mädchen — waren die wichtigsten Organisationen. Die Mitgliedschaft wurde ab 1936 faktisch Pflicht und umfasste fast alle Jugendlichen. Der Wehrdienst und der anschließende Einsatz an den Kampflinien wurden auch mit den Jugendlichen ausgetragen. Aber ich schweife ab..
Neben neuen Curricula (Curriculum) — Lehrplan — für den Schulunterricht als Weg zu einer demokratischen Bildung, wurde ein föderalistischer Rundfunk etabliert, der staatsfern, in Gremien demokratische Vertretungen besaß und dezentral in lokale Sendeeinheiten aufgespalten wurde. So sollte eine monolithische (einseitig und unflexibel) Instrumentalisierung des gesamten Presse- und Medienwesens strukturell verhindert werden.
Dies ist der Grund, dass wir heute einen föderalistischen Rundfunk haben.
Die Behauptungen, dass die Medien die Redaktionen von „denen da oben“ — wie die rechten gerne es bezeichnen — kontrolliert werden, ist schlichtweg eine haltlose Falschbehauptung. Die Agenda-Setting und die journalistische Sorgfaltspflicht sind essenziell für guten Journalismus.
Die journalistische Sorgfaltspflicht ist eine „Recherchepflicht“ mit unzähligen Regeln und Geboten, die einen informativen und vor allem Faktenbasierten Journalismus garantiert.
Die journalistische Sorgfaltspflicht beinhaltet eine Vielzahl von Bestimmungen. Neutrale und faktenbasierte Berichterstattung haben wir bereits kennengelernt. Des weiteren können, Wahrheitspflicht, Recherchepflicht, Quellenprüfung.- und Nennung, Trennung von Meinungen und Fakten, Schutz der Privatsphäre und Berichtigungspflicht genannt werden.
Schreibe einen Kommentar